Ja, Doppelsterne gibt es. Sie sind Wirklichkeit. Mal als optisches, mal als physikalisches Phänomen erscheinen sie am Firmament. Zwei Himmelskörper, auf einander Bezug nehmend, um einander kreisend, mit einander reagierend, in Balance befindlich. Das ist ein Doppelstern. Die Doppelsterne jedoch, um die es hier geht, sind nicht vom Himmel gefallen, auch wenn es sich manchmal so anhört. Barbara Morgenstern, die große Berliner Komponistin, Texterin, Musikerin und Chorleiterin, hat sie erdacht, formiert und wie Schnuppen in die Welt fallen lassen. Drei Jahre nach ihrer letzten, englischsprachigen LP „Sweet Silence“ verfügt Barbara Morgenstern nicht nur über eine neue, ganz wunderbare Metapher für ein neues, leuchtendes Arbeitsprinzip - der Begriff ist übrigens eine Zuflüsterung von Justus Köhncke, auch mit ihm bildet sie einen Doppelstern - sondern auch über ein großartiges, neues Album. In wechselnden Studios und Konstellationen, über Kontinente und Stadtteile hinweg entstanden, stellt es sich dar wie ein veritables Sonnensystem. Horchen wir in es hinein! Es schillert. Unglaublich. So viele Facetten. Jedes Stück ist einzigartig, wegen der Doppelsternkonstellation. Nennen wir sie beim Namen: T.Raumschmiere. Hauschka. Gudrun Gut. Justus Köhncke. Corey Dargel. Lucrecia Dalt. Julia Kent. Coppé. Tonia Reeh. Richard Davis. Jacaszek. Jedes Stück ist mit dem anderen verbunden, wegen Barbara Morgenstern und ihren Liedern. Nennen wir sie beim Namen: Was du nicht siehst. Meins sollte meins sein. Too much. Übermorgen. No One Nowhere Cares. Gleich ist gleicher als gleich. Facades. Aglow. Schieß den Bock. Lost in a fiction. Den kommenden Morgen. Schon die aneinander gereihten Songtitel von Barbara Morgenstern sind Lyrik, als Volltext im Zusammspiel mit den oben erwähnten Partnersternen leuchten sie mal hell wie eine Supernova, mal zart wie ein Glühwürmchen. Zwischen Kunstlied und Krautrock, Hör-Elektronik und Dancepop, dehnt sich direkt vor uns eine ganze, glitzernde Galaxie der Klänge und Gesänge aus. Das ist Barbara Morgensterns „Doppelstern“. Man sollte dieses Himmelsphänomen auf keinen Fall verpassen. Hans Nieswandt


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