Neue Zürcher Zeitung, 12.10.2007 (CH)

Dreckige Klangskulpturen

Michaela Melián hat sich längst als Gründungsmitglied der Münchner Artrock-Band FSK und als bildende Künstlerin einen Namen gemacht. Mit ihrem 2004 erschienenen Album „Baden-Baden“ begann ihre „dritte Karriere“ als Solomusikerin. Der Nachfolger „Los Angeles“ arbeitet die Idee räumlicher, filmmusikartiger Klangskulpturen weiter aus, ohne behagliche Ambient-Tapeten zu verkleben. Denn die Stücke, von denen viele für multimediale Rauminstallationen entstanden sind, klingen dreckig. Selbst da, wo Melián mit Violoncello, Ukulele, spanischen Gitarrenzupfern oder sanften House-Beats Preziöses andeutet, gibt es markante Ruhestörungen und Unschärfen. Das liegt vor allem daran, dass Melián sich ihre Samples gerne vom Müllhaufen der Mediengeschichte holt und etwa das Rauschen alter Schellack-Aufnahmen als Klangspur benutzt. Die Musik ist zwar sehr konzeptionell, funktioniert aber auch als Pop- oder Clubmusik außerhalb des Galerieraums. Zweifler mögen sich die großartige Version des Roxy Music-Stücks „Manifesto“ anhören, übrigens der einzige Song, in dem Michaela Meliáns typischer Gesang mit seinem bewusst überbetont deutschen Akzent zu hören ist.