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Michaela Meliàn, in München geborene bildende Künstlerin und Musikerin (neben vielen anderen klassischen Instrumenten vor allem Bass) ist bekannt als Mitbegründerin der Band / des Projektes F.S.K. und ausgezeichnet für verschiedene Ausstellungen, insbesondere eine über die Zeit des Nationalsozialismus. Diese Ausstellung bestand aus Klängen und Originaltönen von Schauplätzen des NS-Terrors welche Sie mit Musik zu eine Art Hörspiel verband.
Nun legt sie mit Monaco Ihr drittes Soloalbum vor, welches Sie aus Musikstücken die Sie bereits für Ihre Ausstellungen verwand hatte sowie neuen Einspielungen mit einem klassischem Instrumentarium (siehe unten), Synthesizer und anderen Instrumenten als eine Art geographischen Soundtrack zusammengestellt hat.
Wenn auch ich unter dem Titel Monaco eine völlig andere Musik erwartet hätte, so liegt hier doch ein hochatmosphärisch, zumeist melancholisches und doch wundervolles Album vor.
Zumeist arbeitet Michaela Meliàn mit Loops der von Ihr eingespielten klassischen Instrumente und so entsteht auf dem melodisch schönen Einstiegssong “Delta of Venus“ ein erhabenes Stück elektronische Musik. Dies bleibt auch beim 2. Stück “Place Stalingrad“ so, nur perlen hier die Pianoartigen und Streicher Klänge noch getragener und trauriger daher. Trotzdem oder gerade deswegen ziehen sie den Hörer jedoch besonders tief in Ihren Bann.
Das kleine “Reprise“ ist dann ein kleines Intermezzo auf akustischen Saitenistrumenten, wohl die Basis der Loops des Songs zuvor.
Mit Ihrer Coverversion von David Bowies “Scary Monsters“ erweist sie dann wieder einem Ihrer Vorbilder die Ehre. (Was wohl auf den mir nicht bekannten Vorgängern ebenfall der Fall war. Beißen sich viele Künstler an Coverversion von Mr. Bowie gehörig die Zähne aus legt Michaela Meliàn eine wunderbare großteils akustische Version vor. Das Hauptinstrument Cello arbeitet die grundlegende Melodie wunderbar aus, die DIY-Perkusion gibt dem Stück eine feine psychedelische Note. Der stetig mitschwingende schräge elektrische Ton weist in die New Wave Richtung des Songs. Michaela Meliàns Stimme erinnert mich hier an Katrin Achinger oder gar NICO, was natürlich grandios zu Song und Instrumentierung passt.
“Prommendaenplatz“ ist dann ein echtes Highlight. Schwermütig spielt ein Piano dahin, unterlegt von melancholisch schwelgenden Streichern entsteht wunderbare, Dark Wave / der Neoklassik und dem Neofolk nahe Musik. Ein zweites Piano spielt betörende Klänge ebenso wie sporadisch auftauchende Saiteninstrumente. Der stets brummende Knisterton unterstützt die Morbid – schöne Atmosphäre kongenial. Liebhaber der klassischen 4AD Bands der 80er Jahre, einiger Neofolk Bands oder aber besonders der frühen In the Nursery sind hier gold richtig.
Yi>“Remise“, ein weiteres kurzes Intermezzo, greift den Rauschton wieder auf, dazu spielt das Piano nun eher fröhlich, ein wenig im Barjazz angesiedelt. Die Streicher halten die dunklere Atmosphäre aufrecht.
Fast schockierend startet “Chemin u Signal“ daraufhin mit einem brummenden und einem pfeifenden elektronischen Klang. In diesem Stück wird wieder mehr die Klaninstallation entworfen, jedoch trotzdem eine Melodie aufrechterhalten.
“Geometrie der Liebe“ besteht aus einem kräftig angeschlagenen Pianoklängen unterlegt von elektronischem Rauschen und einem (elektronisch bearbeitetem) brummenden Cello. Diese Soundgewalt schwillt an und ab und verbreitet mystische und ein wenig beängstigende Atmosphäre. Das Album klingt mit “Jardin Exotique“ versöhnlich aus. Schwebende Keyboards und Streicher in weniger dunklen Klängen stimmen ein, es setzt der Bass ein und Glockenspiel und Saiteninstrumente lassen das Stück ausklingen. Doch auch hier brummt etwas Dunkles, Bedrohliches im Untergrund mit.

Monaco ist ein schwebendes, trotz oder auf Grund seiner Melancholischen Grundfarbe wunderschönes Album zwischen Elektronik, Klassik und Klanginstallation geworden. Musik, die Freunde von Dark Wave, Neofolk und dunkler Elektronik ebenso begeistern kann wie Klassikhörer. Ein Album voller Klang gewordener Bilder.

Wolfgang Kabsch

Musikansich