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Sonae „I Started Wearing Black“

(Monika Enterprise/Monika91)
Von Christina Mohr
Am Anfang des neuen Albums von Elektronikmusikerin Sonae alias Sonia Güttler aus Köln stand ein Gefühl: Liebeskummer. Und das daraus resultierende, buchstäblich körperliche Unwohlsein, sich hässlich fühlen und deshalb Schwarz tragen – der Titel war besiegelt.
Vor mehr als zehn Jahren begründete Sonae die Female:Pressure-Konzertreihe mit und ist heute höchst aktiver Teil von Gudrun Guts Labelcommunity Monika Enterprise. Sie war auf der „20 Jahre Monika Enterprise“-Jubiläumscompilation vertreten und veröffentlichte im vergangenen Jahr mit Danielle de Picciotto das gemeinsame Album „Leise Fäden“, das geisterhafte Ambientklänge mit Spoken Word verband. Auf „I Started Wearing Black“, nach dem Debüt „Far Away Is Right Around The Corner“ von 2015 ihre zweite Soloplatte, hebt Sonae ihren von Field Recordings geprägten Sound auf eine neue Stufe.
„File under Ambient, Electronica“, steht im Waschzettel – und ja, das ist durchaus treffend, aber Sonaes Musik entzieht sich stilistischen Beschränkungen: Hochkonzentriert klingen die acht Tracks, gleichzeitig sind sie von einer unterschwellig brodelnden Leidenschaft, die aus geheimnisvoll raunenden Stimmen und Geräuschen erwächst.
Aus knisternden Beats, die sich gewaltig entladen können wie im Titelstück, das nach knapp drei Minuten tickender, flimmernder, lauernder Rätselhaftigkeit in dunklen, wuchtigen, basswummernden Club-Techno transformiert. Sonaes „Blackness“ ist nicht lähmend: Sie ist präsent und lebendig, wird umworben und überwunden zugleich. Ein großartiges Album, trotz oder gerade wegen Liebeskummer.