CULTURmag (GER)

– Michaela Melián, Bassistin der zusammen mit ihrem Mann Thomas Meinecke betriebenen Band F.S.K. und auch als Schöpferin von Hörspielen bekannt geworden, veröffentlicht in diesen Tagen ihr neues Soloalbum. Mit „Monaco“, erschienen auf Gudrun Guts Label Monika Enterprise, bleibt sie sich als Städtreisende nach „Baden-Baden“ und „Los Angeles“ treu. Wieder legt sie Loops an- und übereinander und ergänzt sie mit verschiedensten Zupf-, Blas- und Streichinstrumenten, die sie auch noch fast alle selbst spielt.

„Monaco“ ist ein äußerst düsteres Album geworden, für Menschen, die zu Depressionen neigen, kann es gefährlich werden. Zwischentöne machen den Reiz der neun Stücke aus, von denen nur eines eine Stimme hat, aber was für eine: Nicht weniger als grandios zu nennen ist Meliáns Version von David Bowies „Scary Monsters“. Wie eine Nico der Gegenwart nichtsingt sie gegen die Dunkelheit des Tracks an, dessen im Original rockistischer Rhythmus hier wunderbar verschleppt wird. „When I looked in her eyes they were blue, but nobody home“ – solche wunderbaren Zeilen verfehlen ihre Wirkung nicht, wenn Melián sie anstimmt.

Ansonsten werden die Stücke statt von Vocals von Instrumenten wie Violoncello, Synthesizer, Gitarre und Mellophon (ein Blechblasinstrument) bestimmt. Im Grunde sind die Stücke auf „Monaco“ eher Stimmungsbilder als Tracks, sowie z. B. „Remise“, das verschiedene punktuierte Instrumente vorstellt, oder das grundtraurige „Promenadeplatz“ (wie manch anderer Titel auch ursprünglich Teil von Meliáns Kunstprojekt „Memory Loops“) mit seinem hingetupften, leicht dissonanten Leitton im harten Klavieranschlag, dahinter die weichen Streicher als Gegenpart. Oder „Chemin du signal“, getragen von einem sakralen Grundton und aufgemischt von waschbrettartigen Perkussionen und aufweckenden Blasinstrumenten. All das wird nicht bis ins i-Tüpfelchen ausformuliert, Melián lässt sich und dem Hörer auch immer ein bisschen Interpretationsspielraum.

Auf dem Cover ist eine Notenzeile aus Perlenketten zu sehen, auch das ein Statement: nicht behängen wollen wir die Kunst mit Glitzerzeugs, sondern die Musik ist bereits das Glitzerzeugs in sich, und zwar das grundehrliche, einfache, aus der Natur stammende Glitzerzeugs. So in etwa. Oder auch anders, man weiß so wenig. Wer hinhört, wird ein bisschen schlauer und langweilt sich garantiert nicht.

Tina Manske

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