Black (GER)

Wer den kleinen Stadtstaat Monaco bereits bereiste, der weiß von dessen außergewöhnlicher Atmosphäre und schickem Flair der Reichen und Schönen. Kurz hinter der Grenze zwischen Italien und Frankreich liegt die schöne Stadt an der Cote d´Azur und beeindruckt mit ihrem mondänen Ausdruck und seiner schillernden Präsenz. Klangkünstlerin und Musikerin Michaela Melián huldigt dem romantischen Fürstentum mit ihrem dritten gleichbetitelten Album. Oder ist mit Moncao gar doch ihre Geburtsstadt München gemeint?

Melián ist Professorin für zeitbezogene Medien an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, und Bassistin der deutschen Avantgarde & Artrock-Band F.S.K. Mit ihrem nunmehr dritten Solo-Album hat sie sich erneut einem Stadtkonzept angenommen. Nach “Baden-Baden” und “Los Angeles” folgt “Monaco”. Zugegeben, eine sehr wirre Konstellation. Doch musikalische Inspiration findet man sicher in jedem dieser unterschiedlichen Städte. Welches Monaco nun tatsächlich gemeint ist, erfährt man auch nicht wenn man die Songtitel studiert – hier finden sich Referenzen und Huldigungen an beide Städte, wie die bildhaften ortsgebundenen Titel wie “Delta Of Venus”, “Place Stalingrad” oder “Promenadeplatz” verraten. In der Mitte mit “Scary Monsters” das einzige Gesangsstück, ein sehr freies Cover von David Bowie, platziert. Rein durch Recherche und Faktenrecherche kommen wir hier nicht weiter. Lassen wir die Musik sprechen.

Mit mediterraner Lounge-Musik hat “Monaco” schon mal nichts zu tun. Vielmehr sind die neun Stücke meditative minimalistische Klangkompositionen und entfernt im Bereich der Neoklassik einzuordnen. Meliáns Stücke lassen sich alle Zeit der Welt sich zu entfalten, vielfältig instrumentiert mit südeuropäischen, aber auch klassischen Instrumenten, wie Spanischer Gitarre, Banjo, Zither, Glockenspiel oder Mellophonium. Nach Hofbräuhaus klingt das zumindest nicht. Melian lädt uns ein, ihr in ein Monaco der Träume zu folgen, in der jegliche Großstadthektik entrümpelt wurde, die dekadenten Shoppingmeilen beider Städte keineswegs in der musikalischen Metaphorik zu deuten sind. Letztendlich bleibt es dem Hörer bei dieser stimmungsvollen Mood-Musik ohnehin selbst zu entscheiden, an welches Monaco er denken mag, wenn er die Augen schließt und in sich gekehrte Musik genießt, die an jedem Ort dieser Welt für Ruhe und Gelassenheit sorgen kann.

Fleißige Musikwissenschaftler dürfen gerne weiterrätseln, allen anderen seien glitzernde Küsten, kühles Weißbier und herrliche Prachtbauten vor das geistige Auge gezaubert. “Monaco” ist Filmmusik für Fortgeschrittene, Lesebeschallung für Geschmackssichere – das intellektuelle Gesamtbild kann, muss aber für einen atmosphärischen Hörgenuss nicht tiefer ergründet werden.

(Dimitrios Charistes)

Blackmagazin