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„In der Kontemplation liegt die Kraft“ könnte als Motto über dem großartigen neuen Album von FSK-Bassistin Michaela Melián stehen – im Gegensatz zum Vorgängeralbum „Baden Baden“, auf dem sie mit tanzbaren Housebeats experimentierte, fließen auf „Los Angeles“ minimal aufgebaute, zurückhaltende Akustikklänge ineinander, zu denen die kleine Kurstadt Baden Baden namensmäßig besser zu passen scheint als die amerikanische Glamourmetropole. „Los Angeles“ ruht in sich selbst, bei jedem Hören entfalten sich neue Facetten, die Meliáns souveränem und gleichzeitig verspielten Umgang mit Ukulele, Melodica, Gitarre, Orgel oder Violoncello entspringen. Aus zuweilen mehr als 80 Tonspuren entwickelt sich ein Drone, ein dynamischer Sog, die Loops bauen Soundscapes, die beim Track „Stift“ Erhabenheit ausstrahlen wie ein Kameraschwenk in einem Karl-May-Film, ohne jegliche Cowboy-und-Indianer-Anmutung. Urban (hier sind sie wieder, die Beats von „Baden Baden“) wird es bei „Convention“, Melián kreiert durch dezenteste Versatzstücke (Piano, Trompete) ein völlig anderes Setting, dieser Track verläßt das Umland, zieht in Richtung Stadt. Wie auch auf „Baden Baden“ befindet sich auf „Los Angeles“ ein Roxy Music-Cover, diesmal „Manifesto“, mit dem sie ganz nebenbei durch den Einsatz ihrer Stimme einer anderen Nichtsängerin, Nico, huldigt. Melián, die mit ihrem Gatten Thomas Meinecke seit fast 30 Jahren mit FSK unterwegs ist, arbeitet neben ihren musikalischen Aktivitäten als bildende Künstlerin (das Cover von „Los Angeles“ stammt von ihr), was man ihrer Musik anmerkt: ihre Tracks als sonische Gemälde zu bezeichnen, ist nicht übertrieben.

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